Besuch bei einem Stadtimker, Anfängerkurs

Letztes Jahr besuchten wir Andreas Pixis, einen sehr beeindruckenden Demeter-Imker, an seinem Tag der offenen Tür. Denn direkt in München liegt hinter einem mannshohen Holztor der urbane Garten Eden. Das wunderschöne Grundstück beherbergt bereits seit 1920 Bienenvölker und besonders fasziniert hat mich das friedliche Miteinander von Besuchern und Insekten.

Er ist im Imkerverein Neuhausen organisiert, wo derzeit aber keine Jungimker ausgebildet werden. Einen Grundkurs bietet die Fischermühle/Rosenfeld an, Nachteil hierbei: nicht ganz günstig und mit 290 km Entfernung leider auch etwas abgelegen. Mein nächstgelegener Verein ist der Imkerverein Lochhausen, dort schaue ich anlässlich der „Langen Nacht der Umwelt“ am 17.09.2010 vorbei und treffe den Bienenfachwart Wilhelm Völker.

Bis dahin lese ich mich quer durch´s Imkerforum, was für mich als „Nicht-Forentyp“ eine ordentliche Herausforderung darstellt.

Fragen zur Beute

Soll ich Bienen klassisch oder wesensgemäß halten? … und was ist „wesensgemäß“?
Welche Behausung ist die richtige? … gibt es „richtig“?
Magazinbeute, Dadantbeute, Zanderbeute, Bienenkiste, Spezialsysteme aus der Schweiz oder einfach das System, welches im nächsten Bienenverein bevorzugt wird?

Auf Twitter hat mir Sertic schon ein paar gute Impulse gegeben, Highlight war ein Video über Lüneburger Scheibenhonig – danke hierfür!

Was danach geschah …

Es folgten dialektische Erörterungen mit meiner Frau zum Themenfeld „Biene auf Dachterrasse“, „Bienen im Garten“ und „Bienen im Zusammeneben mit Kinder“. Die Terrasse haben wir seit Dezember gegen einen Garten getauscht und seit 5 Monaten ist unser Sohn auf der Welt.

Bei den ersten Sonnenstrahlen baute ich als ersten Schritt ein Wildbienenhaus auf, das rege von diversen Insekten genutzt wird:
Das luxuriöse Anwesen liegt verkehrsgünstig mitten im Grünen und bieten mehreren Parteien Unterkunft in gehobenem Ambiente. Die durchdachte Wohnraumbelüftung sorgt für kontinuierlich gutes Raumklima und durch konsequenten Einsatz von Naturmaterialien kann sich hier wirklich jeder rundherum wohl fühlen.

Ein besonderer Clou ist der makler- und provisionsfreie Erstbezug – Geld sparen und sofort losleben. Interessenten können direkt vorbeischauen, eine gesonderte Terminvereinbarung ist nicht notwendig. Bei sehr großer Nachfrage gilt das Prinzip: “der Stärkere gewinnt”.

[flickr album=72157625223758730 num=30 size=Square]

Für die Honigbienen gibt mittlerweile mit der Bienenkiste eine tolle Alternative – gedacht für Amateure wie mich. Das eigentliche Bienenjahr ist aber leider schon wieder vorbei und um nicht noch ein Jahr ungenutzt verstreichen zu lassen, starte ich hiermit einen Blog sowie einen Twitter-Account und nutze de Zeit für Wissensanhäufung und freue mich auf regen Austausch mit Euch!

Und jetzt werde ich Stadtimker

„Eine lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt.“ (chinesischer Phrasendrescher)

Vor zwei Jahren ging ich mit Arbeitskollegen eine Wette ein, die darauf lautete, dass ich es bis zum Ende des Sommers schaffen würde, eigenhändig ein Glas Honig zu „ernten“. Ohne Sinn und Verstand besuchte ich einen befreundeten Imker, der mir erstamal die Illusionen nahm, denn die Völker bereiteten sich längst auf den Winter vor.

Ok, die Wette ging verloren – was er mir jedoch über die Bienen erzählte war sehr spannend. Also kaufte ich mir das Buch „Phänomen Honigbiene“ von Jürgen Tautz und las die ganze Nacht bis zum Morgengrauen: es gibt Überlegungen, den Bienenstaat als Organismus zu betrachten (den Bien), sprich als ein Lebenwesen in vielen Körpern. Sogar Eigenschaften von Säugetieren (z.B. Die Versorgung des Nachwuchses mit “Schwesternmilch”) seien zu beobachten. Alle weiblichen Bienen eines Volkes sind unfruchtbar, Schwestern und statisch gesehen zu 75% miteinander verwandt, wären sie fruchtbar und würden sich fortpflanzen, so wären sie mit ihrem Nachwuchs nur zu 50% verwandt.

Interessanter Gedanke 1 – wer ist Huhn und wer Ei? Pflanzen sich Lebewesen über Gene, Allele und Chromosomen fort oder erschaffen sich diese selbst die beste Lebensform um zu existieren?

Interessanter Gedanke 2 – was ist Unsterblichkeit? Bienen vereinen die Vorteile der Zweigeschlechtlichkeit (= genetische Durchmischung) mit der Unsterblichkeit durch Teilungsvermehrung. Da die alte Königin mit einen Großteil des Volkes ausschwärmt, ein neues Nest baut und sich das Volk auf diese Weise teilt, ist es in der Theorie unsterblich. Persönlich finde ich es eine nette Geste, dass die neue Königin zum Lebensstart eine besenreine Behausung inkl. Hofstaat übergeben bekommt.

In den nächsten Tagen surfte ich durch Foren und recherchierte Imker in meiner Nähe, denn das Thema war so faszinierend, dass ich beschloss, selbst Hobbyimker zu werden. Weil ich wissen wollte, wie das mit der Haltung im städtischen Raum ist, war ich auf den Webseiten von Imkerverbänden. Falls hier Webdesigner mitlesen – erinnert sich eigentlich noch jemand an BTX? Egal, es geht schließlich um Information und nicht um augenfreundliches Design. Zumindest wusste ich danach, dass Hobbyimkern gar nicht so zeitaufwändig ist … in meiner Phantasie malte ich mir schon aus, wie ich soziale Verpflichtungen mit dem Hinweis auf meine Bienenbrut absage: “Du tut mir echt leid, aber heute kann ich nicht, Du weißt ja die Bienen…“

Wie gesagt, mit der Wette war es erstmal nichts, die Bienen haben ihr Jahr nämlich schon abgeschlossen, bzw. jetzt fing gerade das neue Bienenjahr an. So stand es in meinem zweiten Buch “Imkern Schritt für Schritt: für Einsteiger und Jungimker”. Aber das war nicht das einzige Problem: um meine damalige Freundin (jetzige Frau) von der “Faszination Biene” und deren Notwendigkeit auf unserer Terrasse zu überzeugen hab ich eine DVD über Honigbienen gekauft – schließlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Und ich wusste auch gleich, welche Erfolgschancen meine Imkeridee hatte, die gute Dame schlief nämlich vor dem Fernseher ein.