Einzug der Bienen in die schlafende Wächterin (Video)

Im Hortus Insectorum steht jetzt eine Figurenbeute von Birgit Jönsson: Die schlafende Wächterin. In drei Videos zeigt uns Markus Gastl, wie das Bienenvolk in die neue Behausung einzieht.

Zunächst baut das Team auf der Rückseite der Figurenbeute eine Rampe:

Dann setzen sie die Königin in die Bienenbeute und entleeren das Bienenvolk aus der Transportkiste auf die Rampe. Die Bienen riechen ihre Königen und bewegen sich in Richtung Bienenbeute:

Die Königin ist durch einen Zuckerverschluss in ihrem Kästchen gefangen, den die Arbeiterinnen bald aufbeissen:

Vielen Dank, Markus Gastl für die tollen Impressionen! Wir werden dann vom Einzug der Bienen in die Stadtimker München Figurenbeute berichten 😉

Informationsveranstaltung zur Anfertigung und Aufstellung einer Figurenbeute

Stemmerhof
Stemmerhof

Im Vorfeld unseres Jahresprojekts 2012 laden wir alle Anwohner der Stemmerwiese und Interessierten herzlich zur Vorstellung unseres Vorhabens und anschließender Diskussion ein.
Denn ab Juni werden wir mit der Holzbildhauerin Birgit Maria Jönsson am Stemmerhof eine so genannte Figurenbeute anfertigen.

Bienen an der Stemmerwiese – eine Verbindung von Natur und Kunst
Eine Figurenbeute ist ein ausgehöhlter Baumstamm, der zur Skulptur bearbeitet mit einem Bienenvolk bevölkert wird. Diese lebendige Skulptur soll …

  • die Verbindung von Natur, Kunst und Stadt zeigen
  • ein deutliches Zeichen für Bienen im Umfeld des Menschen setzen
  • einen Ort für Begegnung und Bildung bieten

Wann: Dienstag, 24.04. um 19.00 Uhr
Wo: „Alte Scheune“, Stemmerhof, Plinganserstr. 6, 81369 München

Wir freuen uns auf Euch!

–> Da das Projekt noch unter „Finanzierungsvorbehalt“ steht, sind wir dankbar über jede kreative Idee zum Fundraising oder unkreative monetäre Unterstützung 🙂

Biene auf Weide – Bienenweide im Frühling (Video)

Was machen die Bienen da draussen gerade? Sie fliegen die ersten blühenden Pflanzen in der Natur an – besonders wichtig die Weidenkätzchen der Sal-Weide (siehe unser Hinweis Bienenfreundliche Alternative zu Weidensträußen an Ostern).

Dieses Video zeigt uns eine Biene beim Abgrasen der Weide:

Apropos Frühlingsblüher: Per Kommentar auf unseren Artikel Bienen auf Nahrungssuche in der Stadt – so hilft unser Balkon oder Garten mit erhielten wir den Hinweis auf eine Forsythie, die den Bienen Pollen als Nahrung bietet: Forsythia Beatrix Farrand ist ihr Name.

Auch Bienen lieben Kunst – Figurenbeuten geben ihnen in Skulpturen eine Heimat

Gestern trafen wir Stadtimker.de-Akteure zusammen und sprachen über ein Projekt, dass wir uns für 2012 vornehmen möchten: Das Anfertigen und Aufstellen einer Figurenbeute. An einem zentralen Ort in München.

Figurenbeute – was ist das?

Bienen leben in der freien Natur in hohlen Baumstämmen. Eine Figurenbeute ist ein ausgehöhlter Baumstamm, der zur Skulptur bearbeitet mit einem Bienenvolk bevölkert wird. Diese Bienenstöcke im Figuren-Format sind eine alte Volkskunst mit Wurzeln im 17. Jahrhundert. Große Holzskulpturen mit Bienen im Innern wurden zum Beispiel zur Abwehr böser Geister als Wächter oder Hüter der Bienenstöcke aufgestellt.

Seit 20 Jahren gibt den Figurenbeuten inzwischen die bayerische Künstlerin Birgit Jönsson Gestalt und Gesicht: sei es als Tierfiguren wie Bär und Kuh oder als Goethe, Buddha oder gar Marylin Monroe. Das Besondere an den Figuenbeuten von Jönsson: Das geschäftige Treiben der Bienen kann durch eine Glasscheibe auf der Rückseite beobachtet werden.

Brigit Jönsson: "Beutenkunst" (Foto: Jönsson)
Brigit Jönsson: "Beutenkunst" (Foto: Jönsson)

Zum Jubiläumsjahr hat die Figurenbeutenschnitzerin das Buch „Beutenkunst“ veröffentlicht und erzählt von ihrem Weg zur Kunst und ihrer Vision der „urbanisierten“ Bienen.

Ein wunderbares Buch mit schönen Fotos über eine interessante Kunst, die wir gerne auch in München zeigen möchten. Weitere Informationen zum Buch siehe Birgit Jönsson, Figurenbeuten.de.

Jetzt geht’s darum, den Zeitplan zu koordinieren, die Finanzierung zu sichern und Euch auf dem Laufenden zu halten 🙂

Andreas Bock lebt im Rhythmus der Bienen

Höchste Zeit, Honigräume und neue Bienenkästen vorzubereiten. Andreas Bock lebt ganz im Einklang mit dem Lebensrhythmus seiner Bienenvölker. Die orientieren sich an  der Natur. Seit 21. Dezember – Wintersonnwende – spüren sie bereits die ersten Signale des Frühlings: mehr Tageslicht, wärmende Sonnenstrahlen und eine Ahnung von erster Blütentracht an Hasel und Weide.

Seit vier Jahren ist der 52-jährige Münchner Imker, seit drei Jahren Demeter-Imker. Als er damals ins Grübeln kam über sein weiteres Leben, war die Imkerei so etwas wie die Vision für das Rentenalter. „Naturverbunden war ich schon immer, aber eher freizeitmäßig“, erzählt er. „Die Synthese von Sinnhaftigkeit, Ökologie und Umwelt, die sehe ich in der Bienenhaltung. Für Nichtgrundbesitzer sind Bienen ja wirklich naheliegend.“ Parallel zu seiner Arbeit in der Fotoredaktion einer Tageszeitung belegte Bock den ersten Imkerkur. „Konventionell ausgerichtet. Da war schnell klar, so will ich das nicht.“ Beim Ausbildungsverbund Mellifera und bei dem Seminar mit den biodynamischen Imkern Günter Friedmann und Michael Weiler sprang der Funke über. „Dort wurde mir eigentlich erklärt, warum ich das machen will“, lacht Andreas Bock. Vor zwei Jahren gab er seine Festanstellung auf. „Ich habe erkannt, dass Imkerei nichts für mein Alter ist. Das Abenteuer beginnt jetzt.“ Damit traf der gelernte Drucker die „sinnigste Entscheidung“ seines Lebens.
Was mit einem bescheidenen Bienenvölkchen begann, wuchs bis Ende 2011 auf immerhin 50 Völker an . 2011 hatte das kleine „Start-up-Unternehmen“ noch neun Wirtschaftsvölker ausgewintert und konnte schon richtig gut Honig gewinnen. Auch die Vermarktung läuft gut. „Wenn du Demeter-Honig anbietest, ist Nachfrage da“, so seine Erfahrung. Die teilt er mit drei weiteren Demeter-Imkern in der bayrischen Hauptstadt. Apropos Stadt: Rund ein Viertel der Bock-Bienen hat seinen Standort in der Stadt, Tendenz steigend. Stadthonig ist ein Trend, längst imkern New Yorker auf Dachterrassen. Andreas Bock weiß: „In den Städten finden die Bienen kontinuierlich ein gutes Nahrungsangebot. Das ist in unserer ausgeräumten agrarindustriellen Landschaft schon längst nicht mehr so.“

Die erste Tracht sind Hasel, Weide, Kornelkirsche und Frühjahrsblüher wie Krokusse, Winterlinge und Schneeglöckchen. Ab April folgen Obstbäume, bald locken die Balkonblumen und Robinie und Linde, die letzte große Sommertracht, an Alleen, in Parks, botanischem Garten und in den Kleingärten. Selbst der wilde Wein an der Hauswand wird angeflogen und schmeckt im gemischten Stadthonig. Sammelbienen haben einen Flugradius von etwa drei Kilometern, da begegnet ihnen durchaus noch Vielfalt. Natürlich wird die Schadstofffrage gestellt. Die Stadtimker verweisen auf vereinzelte Untersuchungsergebnisse aus dem Labor. Belastungen im Honig sind Fehlanzeige. „Honig geht durch 20 Bienenmägen, da ist das Insekt der Filter“, betont Andreas Bock. Und er zählt weitere Pluspunkte der Stadtimkerei auf: garantiert gentechnikfreie Zone, weniger Pestizid- und Herbizideinsatz als in der konventionellen Landwirtschaft, Verbesserungen in Bezug auf Industrieemissionen und Feinstaub. Stadtbienen sind zudem klimatisch begünstigt.
München ist im Schnitt 3°C wärmer als das Umland, geschützt durch Häuserschluchten. Aber Bock fordert auch Forschung: „Kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung der Stadtbienen wäre nötig. Tiere und Bienenbehausungen sollen untersucht werden, nicht nur ihr Honig.“ Seinen Völkern geht es gut, sie machen einen gesunden, vitalen Eindruck. Auch die in den Naturschutzgebieten rund um München. Er hat sie von Demeter-Imkern übernommen oder durch Schwarmtrieb vermehrt. „In unserer wesensgemäßen Bienenhaltung steht wirklich die Biene im Mittelpunkt, das ganze Bienenvolk als ein Organismus.“

Durch feine Sinneswahrnehmungen erfährt der Imker, wie es seinen Tieren geht. Zum Winter hat er alle Kästen sorgsam vor Mäusen geschützt, für Futter gesorgt und für Ruhe. In jedem Bienenstock leben im Winter zwischen 5.000 und 15.000 Bienen, im Sommer werden es bis zu 50.000. Die Winterbienen werden im Dezember mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe behandelt. Und an föhnwarmen Tagen zieht es die sprichwörtlich fleißigen Insekten nach draußen. „Sie müssen austreten, ihre Kotblase leeren, das würden gesunde Bienen niemals im Bienenstock tun.“ Der Imker nutzt den Bienenflug, um die Kästen erneut zu überprüfen. „Nicht, dass der Specht da angeklopft hat“, erläutert Bock. Winterschlaf halten Bienen nicht, aber sie brauchen Winterruhe. Durch „Fliegen im Leerlauf“ halten sie die Temperatur in der Wintertraube bei 20°C. Exakt zur Wintersonnwende, zur längsten Nacht des Jahres, steigt die Lebendigkeit im Bienenvolk wieder an. Langsam wird die Temperatur hochgefahren und die Weisel – die Bienenkönigin – geht in die Brut. Dafür braucht sie 37°C im Brutnest. Ihre Winterbienen, die ab September auf die Welt gekommen sind, schaffen den Energieschub und sichern so das Überleben der Volks. Die Sommerbienen halten dann den Kreislauf am Laufen, und das in ihrer nur sechswöchigen Lebenszeit in der Hochsaison. Die Sonne weckt die Bienen. Letztes Jahr kam das Signal zum Sammeln Anfang März, drei Wochen früher als „normal“. Der erste Honig konnte dann im Mai geschleudert werden.

Demeter-Imker benutzen kein Absperrgitter zwischen Honig- und Brutraum: „Bei konventioneller Imkerei wird damit verhindert, das die Königin in den Honigraum gelangt. Das vereinfacht die Honigernte. Wir biodynamischen Imker sehen jedoch, wie es natürlicherweise laufen würde. Wir wollen deshalb, dass die Weisel den ganzen Raum durchdringt. Wir nehmen also in Kauf, dass die Weisel manchmal im Honigraum brütet.“ Ja, das Wohl der Biene steht eindeutig im Vordergrund – und Kenner meinen, das schmeckt man dann auch im Honig. Wie interessant Bienen sind, erlebt Andreas Bock in den Gesprächen, die sich im Bekanntenkreis nach seinem Einstieg in ein neues Leben ergeben. „Manche sprechen zunächst von Allergie, andere von Kindheitserlebnissen, Traditionen.“ Und immer mehr Menschen wird bewusst, dass Bienen und andere Insekten überlebensnotwendig für die ganze Menschheit sind.
„Seit Jahren ist immer wieder die Rede vom Bienensterben und fehlendem Nachwuchs der Imker. Gleichzeitig weiß man, dass die Bienen aufgrund ihrer Bestäubungsleistung das drittwichtigste Nutztier des Menschen ist – nach Rind und Schwein.

Jedoch den Wert von Bienen, zu denen letztlich neben Honigbienen auch Wildbienen, Hummeln, Wespen, und Hornissen zählen, auf reine Wirtschaftsleistung zu begrenzen wäre deutlich zu kurz gegriffen, denn Insekten bilden das Rückgrat unseres Ökosystems. Es liegt an uns, ob Bienen überleben und wir uns an der Artenvielfalt in der Natur erfreuen oder sie in den grünen Wüsten einfach verhungern oder durch Nervengifte zugrunde gehen. Die Bienen sind der Spiegel unserer Umwelt. Und stirbt die Biene, stirbt der Mensch, denn ohne Bienen und ihre Insektenkollegen gibt es keine Bestäubung wichtiger Nahrungspflanzen, “ hält Andreas Bock ein ebenso nachdenkliches wie leidenschaftliches Plädoyer für das Überleben seiner Lieblingstiere. Selbst die Pflanzen, die keine Bestäubung durch Insekten brauchen, lassen in ihrer Fruchtbarkeit nach, wenn keine Bienen mehr fliegen, belegen Beobachtungen. In der Natur ist eben allen miteinander verbunden und sinnvoll aufeinander abgestimmt. Das spürt Andreas Bock jetzt intensiver als zu seinen Bürozeiten: „Ich kann mir keine goldene Nase verdienen mit der Imkerei, aber es geht mir hervorragend, besser als je zuvor. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie es mit meiner Demeter-Imkerei im Aufbau weitergeht, eins steht fest: Was ich in den letzten zwei Jahren gewonnen habe, kann mir niemand mehr nehmen.


Wesensgemäße Bienenhaltung
Demeter-Imkern geht es um wesensgemäße Bienenhaltung. Bereits 1995 einigten sie sich auf die Demeter-Richtlinien: Die Bienenkästen bestehen nur aus natürlichen Materialien, Naturwabenbau ist vorgeschrieben. Die Vermehrung erfolgt aus dem Schwarmtrieb. Flügelbeschneiden ist verboten. Künstliche Königinnenzucht und instrumentelle Besamungen kommen nicht zur Anwendung. Die Einwinterung auf Honig word angestrebt. Als Ergänzungsfutter gilt Bio-Zucker mit mindestens 10 Prozent Honnig. Der gewonnene Honig darf nicht über 35°C erwärmt werden und muss vor dem ersten Festwerden in Glas- oder Metallgefäße abgefüllt werden.


Dieser Artikel erschien im Demeter Journal Frühling 2012.
Vielen Dank an Renée Herrnkind für die Möglichkeit der Veröffentlichung hier im Blog.