Bio-Bienen in Bulgarien – kaum Probleme mit Krankheiten und Bienensterben

Während in den westlichen Industriestaaten auf Grund von grünen Wüsten die Landflucht der Imker in die Städte verzeichnet wird, ist im vermeintlich rückständigen Bulgarien die (Um)Welt noch in Ordnung.

Der Schweizer Biowein-Pionier Delinat bietet auch biologischen Bienenhonig aus verschiedenen Ländern Europas an. Was beim Wein Standard ist, gilt auch für den Honig: Mitarbeiter des Unternehmens reisen vor Ort um zu erfahren, in welchem Umfeld die verschiedenen Honige entstehen, welche Menschen dahinterstecken und wie sie produziert werden. Im Mai besuchten der Delinat-Honigverantwortliche David Rodriguez und Redakteur Hans Wüst ein knappes Dutzend professionelle Bio-Imker in verschiedenen Regionen Bulgariens. Hier die kurze Reportage:

Bio-Bienenzucht in Bulgarien
Kaum Probleme mit Krankheiten und Bienensterben
Bulgarien wirkt auch 30 Jahre nach dem Fall des Kommunismus noch als ärmliches Land. Vor allem in ländlichen Gegenden zeigen sich Bilder wie bei uns vor 100 Jahren. Viele Bauern sind noch mit Pferd und Wagen unterwegs – Traktoren sind fast die Ausnahme. In den Dörfern dominieren alte, teilweise dem Zerfall nahe Wohnhäuser und Höfe. Die Strassen sind, sofern überhaupt asphaltiert, löchrig und verleiten zum ständigen Slalomfahren.

 

Pferd und Wagen
Kein seltenes Bild im heutigen Bulgarien: Viele Bauern sind noch immer mit Pferd und Wagen unterwegs auf ihre Felder.


Viel intakte Natur

Die positiven Seiten dieser «Rückständigkeit»: Weite Teile des dünnbesiedelten, üppig grünen Landes weisen noch eine unberührte Natur ohne grosse schädliche Umwelteinflüsse auf. Solche Regionen sind ein Paradies für Bienen, die hier in grossflächigen Robinien- und Lindenwäldern reichlich Nahrung finden. Entsprechend gross ist die Bedeutung der Bienenzucht in Bulgarien.

Professionelle Bio-Imker
Zusammen mit Gerasim Dochev, unserem Imkerei-Partner in Bulgarien, haben wir im Mai ein knappes Dutzend Bio-Imker besucht. Fast alle haben eine spannende berufliche Vergangenheit: Zur Zeit des Kommunismus waren sie Militärpilot, Feuerwehrmann, Soldat, Tierarzt, Schreiner oder Bauer und betrieben die Imkerei nebenher – wenn überhaupt. Mit dem Ende des Kommunismus verloren jene, die beim Staat beschäftigt waren, ihren Job und fanden ihr Glück in der professionellen Honig-Produktion. Die meisten halten ihre Bienenstöcke in wilder Natur fernab jeder Zivilisation.

Nuereitin-Nieziew im Naturpark Rusenski Lom
Kennt kaum Probleme mit Krankheiten und Bienensterben: Bio-Imker Nuereitin Nieziew im bulgarischen Naturpark Rusenski Lom.


Gesunde Bienenvölker

Während im vergangenen Jahr wegen kühlem und regnerischem Wetter praktisch ein Totalausfall beim Akazienhonig zu verzeichnen war, sieht es in diesem Jahr viel besser aus. Auf den bei milden Temperaturen blühenden Robinien finden die Bienen reichlich Nektar und in den Bienenstöcken herrscht bis auf einige Ausnahmen Hochbetrieb.

Gespannt waren wir, wie stark die bulgarischen Bio-Imker mit Krankheiten wie Varroa oder mysteriösen Bienensterben konfrontiert sind, die seit Jahren fast überall für Schlagzeilen sorgen. Die Aussagen überraschten uns doch einigermassen: Nuereitin Nieziew betreut am Dorfrand von Chilnov im Naturpark Rusenski Lom 150 Bienenvölker. Er sagt, er kenne kaum derartige Probleme. «Ich züchte alle meine Königinnen selber. Ausserdem ernähren sich alle meine Bienen im Winter vom eigenen Honig. Es gibt keine Zufütterung», nennt er neben der intakten Natur zwei Gründe für die robuste Gesundheit seiner Völker. Alle andern besuchten Imker argumentierten ähnlich. Kein einziger beklagte echte Probleme mit Bienenkrankheiten oder übermässigen Verlusten in seinen Bienenständen.

Robinienwald
Wilde Natur mit blühenden Robinienwäldern liefern den begehrten Akazienhonig.

Die Ursachen für die Zunahme von Krankheiten und das stellenweise völlige Zusammenbrechen der Bienenpopulation (das so genannte Bienensterben) sind auch unter Wissenschaftlern umstritten. So bleibt uns nur zu vermuten, warum die bulgarischen Imker kaum mit diesem Problem konfrontiert sind: Abgesehen von den oben angeführten Gründen haben die Abwesenheit von Pestiziden der industriellen Landwirtschaft sowie die hohe Biodiversität der intakten Natur sicher ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Vitalität der bulgarischen Bienenvölker.

Text & Fotos: Hans Wüst, Redakteur Delinat

weitere Infos:
http://www.delinat-blog.com

http://www.delinat.com/bienenhonig.html

Vom Schwärmen :: Bienen unterwegs

Auf geht´s zum Endspurt, denn Mai und Juni sind typische Schwarmmonate für Bienen, bis ab der Sommersonnwende am 21.06. der Sonnenstand und damit der Schwarmtrieb wieder sinkt (siehe Stadtimker-Beitrag „Klima + Biene = Klimabiene“ von Raimund Henneken) – in diesem Video zeigen schweizer Feuerwehrleute, wie sie schwärmende Bienenkolonien einsammeln:


(Film: Julie Hunt, swissinfo.ch)

Schwarm entdeckt?

Kontakt :: Projekt KlimabieneWenn ihr in einem Baum, Gebüsch oder Gebäude eine schwärmende Bienentraube entdeckt, meldet dies bitte auch hier beim Projekt Klimabiene.

Zum Beispiel direkt unterwegs per SMS an +49 177 1784303 (keine Sondernummer, die normale SMS-Gebühr fällt an) mit folgendem Textformat:

bee: Straße Hausnummer, PLZ Ort, Datum
Als Beispiel:
bee: Musterstraße 2, 56746 Musterstadt, 25.05.2011

(Die einzelnen Informationen müssen durch Komma getrennt sein, damit die Datenbank die Meldung korrekt erfassen kann.)

Oder am Computer mit dem Schwarmbörse Meldeformular .

Imkern in der Agrarwüste – ein Vortrag von Walter Haefeker

Im Rahmen der Ringvorlesung Umwelt an der TU München hielt Walter Haefeker letzte Woche einen Vortrag zum Thema „Imkern in der Agrarwüste – Landwirtschaft aus der Bienenperspektive“. Haefeker ist als Präsident der European Professional Beekepers Association (EPBA) sowie Vorstandsmitglied im Deutschen Berufs- und Erwebsimkerbunds (DBIB) einschlägig bekannt und der Abend versprach sich zu lohnen.

Einleitend wurde der Begriff „Agrarwüste“ hinterfragt. Landwirtschaftliche Wirtschaftsräume würden seit Jahren durch Monokulturen, fehlende Fruchtwechsel und falsche Politik gefördert. Grüne Agrarwüsten entstünden, die nicht nur ökologische Katastrophen nach sich ziehen, sondern auch in anderen Ausprägungen auftreten. Jüngstes Beispiel hierfür ist die durch verwehten Ackerboden ausgelöste Massenkarambolage auf der A19 bei Rostock im April.

Walter Haefeker betonte in seiner Vorrede, dass die Landwirte nicht als Ursache für diese Entwicklung zu benennen sind, sondern die Bauern selbst Opfer einer unnatürlichen Rahmengebung durch unsachgemässe und lobbygesteuerte Politik seien.

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Klima + Biene = Klimabiene

Einige Tausend Bienen hängen zusammengekettet in einer bartähnlichen Schwarmtraube und harren ihrem Schicksal. Die Verantwortung liegt auf den Flügeln der Orientierungsbienen, die eine neue Behausung und damit eine neue Lebensgrundlage für das gesamte Volk suchen…

Schwarm im Frühling
Schwarm im Frühling

Warum die Honigbiene schwärmt ist allseits bekannt, aber wir wissen nicht mit Sicherheit, wann sich ein Volk zur Vermehrung teilen wird. Vielleicht ist gerade deswegen der Moment des Schwärmens so faszinierend.

Der Schwarmflug ist der Höhepunkt einer wochenlangen Entwicklung des Bienenvolkes nach der Winterruhe. Diese Entwicklung ist wird von vielen Faktoren bestimmt: Verfügbarkeit von Nahrungsquellen, die Bedingungen, um die Brut in der Behausung auf 35 °C zu temperieren, das Alter der Königin, Behausungsgröße und Gesundheitszustand. Nicht zuletzt spielen das Mikroklima und die Witterungsbedingungen im Frühjahr eine wichtige Rolle für den Schwarmtrieb.

Im kürzlich gegründeten Projekt Klimabiene steht die zeitliche Verteilung von Schwarmereignissen im Mittelpunkt des Interesses. Im Kooperation mit Forschern vom Fachgebiet für Ökoklimatologie der TU München soll der Schwarmflug der Honigbiene mit meteorologischen und vegetationsökologischen Daten in Beziehung gesetzt werden.

Das Projekt führt eine amerikanische Forschungsarbeit vom renommierten Bienenforscher Prof. Thomas Seeley fort, der in den 1970er Jahren bereits Schwarmdaten über mehrere Jahre sammelte. Über 35 Jahre später nutzt das Projekt Klimabiene hingegen moderne Technik und Medien zur Datenerhebung, die damals für die Wissenschaft noch nicht verfügbar waren. Damit erhofft sich Projektleiter Raimund Henneken eine deutlich höhere Stichprobenzahl, also Schwarmmeldungen, zu erhalten, um die Analyse der Schwarmdaten unter heutigen wissenschaftlichen Standard durchführen zu können.

Die Eingabe von Schwärmen erfolgt über ein Online-Formular auf der Seite der Schwarmbörse von Mellifera e.V., die Kooperationspartner des Projekts Klimabiene ist. Einerseits nutzt die Schwarmforschung die Daten der Schwarmbörse, andererseits können aber auch Schwärme ohne Vermittlungswunsch gemeldet werden.

Macht mit und unterstützt das Projekt Klimabiene und lasst eure Bienen für die Wissenschaft schwärmen! Auch Schwärme von vergangenen Jahren sind von Interesse und können ebenfalls gemeldet werden!

Alle weiteren Informationen erhaltet ihr unter: www.klimabiene.de.

Logo KlimabieneTipp: Falls ihr euch vor oder nach der Schwarmsaison an die Eingabe von Schwarmdaten erinnern lassen wollt, bestellt einfach den Klimabiene-Newsletter!

Text: Raimund Henneken
Bild:
Chris Rudge – flickr.com

Ein Zuhause für Wildbienen in der Stadt

Bienenhotel fertig zur Montage (Foto: DoSchu)
Bienenhotel fertig zur Montage

Wildbienen? Nein, keine Angst, es handelt sich dabei nicht um Bienen, die wild um sich stechen. Mit Bienen meinen wir gewöhnlich die Honigbiene, schließlich kennen wir alle ihren geschätzten Honig. Die „Nutzbiene“ ist jedoch nur eine von vielen Bienen.

Für die Bestäubung der Blumen und Bäume leisten Wildbienen den größten Beitrag, und sie leben auch mit uns in der Stadt. Die vielen verschiedenen solitären Bienen bilden keine Völker, sondern die Weibchen versorgen ihre Brut allein. In der „aufgeräumten“ Landschaft unserer Gärten und Parks finden sie jedoch immer weniger Nistgelegenheiten. Da helfen Bienenhotels, die den einzeln lebenden Insekten als Übernachtungsplatz dienen und vor allem für den Nachwuchs viele Niströhren bieten.

Für den Balkon in München habe ich zwei Insektenhotels bei Hortus Insectorum bestellt und einen praktischen sowie bienenfreundlichen Platz ausgesucht. Es wird empfohlen, die Nisthilfen an einem trockenen, warmen und möglichst sonnigen sowie nicht zugigen Standort zu montieren. Sie sollten nicht frei baumeln, sondern am besten an der Wand fest verankert sein. Die in den Niströhren von den Bienen gesammelte Nahrung für die Larven darf nicht feucht werden und verpilzen, daher ist Regenschutz wichtig.

Reges Treiben am Bienenhotel

Mauerbienen am Bienenhotel (Foto: DoSchu)
Mauerbienen am Bienenhotel

Schon kurze Zeit nachdem die Insektenhotels angeschraubt wurden, summt und brummt es in der Südecke des Balkons. Pelzige Mauerbienen mit schwarzem Körper und rostrotem Hinterleib fliegen eifrig ein und aus. Schade, dass ihre Flugzeit ungefähr Mitte Mai enden wird – bis dahin befüllen die Wildbienen möglichst viele Nistlöcher mit ihren Nachkommen. Und die werden dann erst im kommenden Frühling wieder das Bienenhotel verlassen.

 

Gehörnte Mauerbiene (Foto: Markus Gastl)
Gehörnte Mauerbiene an Niströhre

Die Bewohnerinnen der Nisthilfen sind absolut friedfertig – sie verteidigen nicht wie Honigbienen das Nest. Schließlich tragen sie als Alleinversorgerin ein hohes Risiko und gehen der Auseinandersetzung aus dem Weg. Das gilt auch untereinander, wie am Bienenhotel gut zu beobachten ist, sobald zwei Bienen gleichzeitig im Anflug sind und sich versehentlich in die Quere kommen. Sofort wird abgedreht und das Weite gesucht. Nach ca. drei Meter Flug drehen sie um und versuchen es nochmals mit dem Anflug.

So viel Betrieb wie am Insektenhotel des ökologischen Garten von Markus Gastl herrscht natürlich nicht auf dem Balkon: Wie eifrig die friedliche Gehörnte Mauerbiene an ihren Niströhren dort tägig ist, hat er vor wenigen Tagen eindrucksvoll gefilmt.

Je vielfältiger die Blüten desto besser fürs Wildbienen-Buffet

Krokusblüte (Foto: DoSchu)
Krokusblüte - eine Frühlingsbienenweide

Mit einem Insektenhotel und passenden Nahrungspflanzen können wir auch als Einzelperson zum Artenschutz beitragen und unterstützen im Garten oder auf dem Balkon die Erhaltung der Wildbienen. Zu den Frühlingspflanzen, die den Insekten als Nahrung dienen, haben wir bereits Tipps im Beitrag Bienen auf Nahrungssuche in der Stadt – so hilft unser Balkon oder Garten mit gegeben.

Die Bundesarbeitsgruppe Hymenoptera* im Naturschutzbund (NABU) hat mit mehreren Autoren eine Liste von Blütenpflanzen für Hummeln, Wildbienen und Honigbienen zusammengestellt. Darin sind auch Blütenfarbe, Blühzeitpunkt und Hinweise zum Standort angemerkt: Bienenweide (PDF).

Vertiefende Hinweise zu den Wildbienen am Haus und im Garten hat die Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg in einer umfangreichen Website veröffentlicht: Fachdokumente LUBW / Biene.

Wie eine abwechslungsgreiche Nisthilfe für den Garten gebaut werden kann zeigt diese Bauanleitung im Internet mit vielen Fotos zu den einzelnen Schritten: Bau einer Wildbienenwand.

Im April 2011 erscheint das Buch von Dr. Melanie von Orlow (Sprecherin von Hymenoptera) zu Lebensweise der Wildbienen, Hummeln und Wespen, passenden Nisthilfen sowie bienenfreundlichen Gärten: „Mein Insektenhotel. Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten„.

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* Hymenoptera ist die wissenschaftliche Bezeichnung der Ordnung der Hautflügler, zu denen die Bienen zählen
Fotos: Doris Schuppe / Markus Gastl