Wozu Bienen?!

Erst kürzlich fragte mich jemand, wozu denn Bienen in der Stadt bitte sooooo wichtig seien. Gartenbesitzer wissen: Die Bestäubung ihrer Apfel- oder Kirschbäume durch den Menschen mühevoll mit Pinsel ist kein lustiger Job. Aber durch immer weniger Bienen bereits Praxis in mancher Schrebergartenkolonie.

Viel einfacher ist, einem Bienenvolk die Arbeit zu überlassen – doch längst nicht jede Gartenanlage arbeitet mit einem Imker zusammen oder imkert selber. Dabei sind Standorte in der Stadt wichtig für Bienen. Denn anders als außerhalb der Stadt, wo die gleichförmige Landwirtschaft den Bienen viele so genannte „Trachtlücken“ (Zeiten ohne Nahrungsangebot für Bienen) bereitet, findet sich in urbanen Siedlungen nahezu immer eine Blüte. Und: Ein abwechslungsreiches Nektar- und Pollen-Angebot wie es heutzutage in der Stadt anzutreffen ist, gilt als wichtig für die Widerstandsfähigkeit der Bienen gegen Krankheiten.

Die Biene: 2.000 Blüten / Tag und sehr effizient
Was leistet also eine Biene? „Planet Wissen“-Studiogast Professor Jürgen Tautz stellte letztes Jahr die Leistungen der Bienen vor, die zum Beispiel bis zu 170.000 Blütenpflanzen auseinander halten kann. Wer kann das von sich als Mensch schon behaupten?

Zudem besucht eine Biene pro Tag bis zu 2.000 Blüten – und zwar am Tag durchweg die gleiche Pflanzenart. Findet das nützliche Insekt am Morgen eine Apfelbaumblüte, so sucht sie dan ganzen Tag über weitere Apfelblüten auf – und niemals wird dabei eine Blüte doppelt besucht. Ein Meisterstück der Effizienz!

Planet Wissen Gespräch mit Prof. Jürgen Tautz

Der Planet Wissen-Videoausschnitt „Bienen: Profis in Sachen Bestäubung“ (ca. 4 min.) stellt im Gespräch mit Professor Tautz die Leistungsfähigkeit der Insekten vor.

Urbane Bienenwelten – hier mehr erfahren

Bienen sind noch spannender, als gedacht! Wenn das Interesse an Bienen geweckt wurde, gibt es im dreiteiligen Seminar “Einführung in urbane Bienenwelten” mehr Anregungen und Informationen. Jetzt anmelden und keinen Termin in April, Mai und Juli verpassen.

Seminar „Einführung in urbane Bienenwelten“

Ein Drama, zweiter Akt: Das Seminar für Freunde von „Stadtimker.de“ und solche, die es werden wollen.

Bienenflug an Dadant-Beute
Bienenflug

Im Nachgang des Honigabends, gewissermaßen dem ersten Akt im Drama* um die Bienen, haben wir viele positive Rückmeldungen von Euch bekommen – herzlichen Dank hierfür!

Besonders freudig überrascht hat uns, dass es so viele Leute gibt, die sich tiefergehend mit der Biene als Lebewesen und der Wechselwirkung im städtischen Lebensraum beschäftigen möchten. Durch dieses Feedback motiviert, starten wir mit dem Seminar „Einführung in urbane Bienenwelten“ den zweiten Akt des Jahres 2011. Weiterlesen

Bienen auf Nahrungssuche in der Stadt – so hilft unser Balkon oder Garten mit

Endlich: Die Natur erwacht wieder aus dem Winterschlaf und sendet erste wärmende Sonnenstrahlen auch nach München. In der Stadt denken wir darüber nach, mit welcher Bepflanzung wir den Frühling auf dem Balkon oder im Garten willkommen heißen. Und dabei sollten wir nicht nur das eigene betrachtende Auge in die Auswahl der Pflanzen einbeziehen, sondern ebenso an Bienen und andere Insekten denken.

Markus Gastl / Hortus Insectorum
Markus Gastl / Hortus Inscetorum

Für Hinweise und Tipps bei der Stauden- und Sträucherauswahl haben wir Markus Gastl befragt, der viele Vorträge zu naturnahen Gärten und ihrem Nutzen für Insekten hält. Auf einem großen Areal im fränkischen Beyerberg hat er den Hortus Insectorum angelegt. Dieser ökologische Garten für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten bietet ein einzigartiges Mosaik unterschiedlicher Lebensräume. Und setzt ein Zeichen für naturverbundene Gartenkultur.

Stadtimker.de: Herr Gastl, nicht jeder kann den Garten so verändern wie Sie es in Angriff genommen haben. Welche Tipps haben Sie für Garten-, Balkon- und Terrassen-Besitzer, mit welchen Pflanzen und Blumen sie den Bienen in der Stadt im Frühjahr und Sommer Nahrung geben?

Markus Gastl: Für Insekten ist die Kontinuität von ausreichenden Blütenpflanzen über die gesamte Vegetationsperiode wichtig, diesen Zusammenhang nennt man das Trachtfließband. Dem Start der Blütenpracht gerade im Frühling sollten wir aus diesem Grund besondere Aufmerksamkeit widmen und in unserer Gestaltung der Blühflächen Rechnung tragen. Ein reichhaltiges Frühstück am Morgen vor einer langen Wanderung ist auch für den Menschen der ideale Start für einen erfolgreichen Tag 😉 .

Huflattich (Foto: Markus Gastl)
Huflattich

Da sich alle Insekten in einer evolutionären Koexistenz mit den Blüten entwickelt haben, ist der Einsatz von einheimischen Pflanzen besonders wichtig. Eingeführte Kulturpflanzen werden oft nur von sehr wenigen oder gar keinen Insekten angeflogen.  Wichtigste einheimische Blühpflanze im Frühling ist der Huflattich, hier kann man im März schon eine sehr große Anzahl von unterschiedlichen Schmetterlingen, Bienen und Hummeln beobachten. Schneeglöckchen, Krokusse, Märzenbecher und Winterlinge können das Angebot ergänzen.

Stadtimker.de: Auf was sollten wir bei der Auswahl von Blumenpflanzen achten?

Markus Gastl: Betrachten wir einmal Blumen und werfen einen genaueren Blick etwa auf die große Gruppe der Primeln. Die drei einheimischen Primelarten (Primula veris, Primula elatior und Primula vulgaris) sind nicht nur robust und schön, sondern wahre Insektenmagneten, da sie aus eigenem Interesse der angestrebten erfolgreichen Bestäubung viel Nektar und Pollen produzieren.

Die Kulturformen gerade der letztgenannten Primel sind in einer breiten Farbpalette gezüchtet worden, sie leuchten uns im Frühjahr bunt vor den Baumärkten entgegen. Diese züchterische Auslese geht immer auf Kosten des Nektar und Pollengehaltes, ja bei gefülltblühenden Primeln ist für die Insekten sogar nichts zu holen. All diese Pflanzen werden nicht über Samen sondern über Stecklinge vermehrt.

Die züchterische Bearbeitung hat zu sehr vielen für die Insekten nutzlosen Pflanzen geführt. Das wohl bekannteste Beispiel dürfte die Forsythie sein. Das Gelb dieses Strauches ist die Farbe des Frühlings, die Blüten sind aber absolut nektarlos.

Machen Sie einfach mal den Forsythie-Selbsttest: Stellen Sie sich neben einen solchen Strauch und warten Sie. Wenn Sie eine Biene sehen, handelt es sich um einen Irrläufer, der schnell wieder abdreht und woanders nach Nahrung suchen wird. Und: Haben Sie im Herbst an einer Forsythie schon mal Beeren oder Samen gesehen? Warum wohl nicht?

Stadtimker.de: Das mit den Forsythien ist ja ein Ding! Welche mehrjährige Gehölze empfehlen Sie für eine bienenfreundliche Gestaltung des Gartens oder als Kübelpflanze auf der Terrasse?

Salweide mit Zitronenfalter (Foto: Markus Gastl)
Zitronenfalter an Salweide

Markus Gastl: Der wichtigste einheimische Strauch ist die Salweide (Salix carea), hier gibt es eine gepropfte Form, die auch in einem Kübel schön wirken kann und sehr oft angeboten wird (Salix caprea pendula). Ein spektakulärer Ersatz für die Forsythie in der gleichen Blütenfarbe ist die Kornelkirsche (Cornus mas). Die Beeren können im Spätsommer sogar zu Marmelade verarbeitet werden.

Weiter wichtig sind die Schlehe (Prunus spinosa) und der Weißdorn (Crataegus monogyna). Aber Achtung: Auch hier werden die gefülltblühenden Sorten deutlich häufiger angeboten und können aber trotzdem vom Laien durch das lateinische Präfix „Plenum“ im Namen schnell identifiziert und ausgeschlossen werden.

Kleine Merkregel: Plenum im Namen bringt keinen Samen!

Stadtimker.de: Sie haben auch einen Balkon in München zu einem insektenfreundlichen Steingarten verändert – wie sind die Erfahrungen der Bewohnerin?

Markus Gastl: Eine Trogbepflanzung oder ein Steingarten brauchen bestimmte Voraussetzungen. Die Anlage ist nicht ganz einfach, kann aber leicht erlernt werden. Drei Dinge sind ganz entscheidend:

  • Gute Drainage
  • Mageres Substrat
  • Richtige Pflanzen

Wenn dies berücksichtigt wird, kann man eine relativ pflegeleichte, schöne und vielfältige Bepflanzung erzielen, die den Insekten gut tut. Pflegemaßnahmen sind dann eigentlich nur Zurückschneiden von verblühten Pflanzen im Frühling und Wässern bei längeren Hitzeperioden im Sommer. Gerne berate ich Interessenten für die Anlage des eigenen Balkons oder Gartens und besorge ihnen die richtigen Pflanzen. Viele gute Tipps und Hinweise finden Sie außerdem auf meiner Homepage.

Stadtimker.de: Vielen Dank für Ihre Empfehlungen! Gerne erkundigen wir uns im Sommer bei Ihnen nach bienenfreundlichen Blüten für den Herbst und welche Frühlingszwiebeln wir vor dem Winter einpflanzen sollten.

Den ökologischen Garten Hortus Insectorum sowie den engagierten Lebensraumgestalter Markus Gastl stellte das Bayerische Fernsehen übrigens letzten Herbst in diesem kurzen Beitrag vor:

Und was blüht bei Euch auf dem Balkon im Frühling?

Fotos: Markus Gastl / Hortus Insectorum

Erste Frühjahrsblüher sind am Start

Ausflugsbienen
Ausflugsbienen

Die Natur sammelt ihre Kräfte.
Das merkt man an den bereits wärmer gewordenen Sonnenstrahlen und dem längeren Tageslicht, an den ersten Blümchen, die ihre Blüten in den Himmel strecken und an den schon sehnlichst erwarteten Flügen der Bienen.

Bei schönstem Wetter mit 3 Grad im Schatten, machten sich am Samstag die ersten Tiere auf in den strahlend blauen Himmel des Münchner Westens.

Die Hasel blüht bereits und bringt den Bienen, in Gestalt von eiweißreichen Blütenpollen, die erste nennenswerte Tracht für die Brut.

Hasel
Hasel

Auf dem Bildausschnitt sind die blütenstaubtragenden männlichen Blüten und die kleinen weiblichen, mit ihrem Fruchtknoten und der roten Narbe, gut zu sehen.

Die Haselnusssträucher auf der Ilka-Höhe etwas unterhalb des Forsthauses sind für die kleinen Sammler eine lohnenswertes Ausflugziel.

Die Hasel ist Windbestäuber und hat keinen Nektar, die Pollenfarbe ist schwefelgelb.

Märzenbecher
Märzenbecher

Aus der Familie der Amaryllisgewächse stammen die Märzenbecher, nicht zu verwechseln mit den Schneeglöckchen.

Ebenfalls eine mittelgute Bienenweidepflanze (auf der Skala von 1-4 hat sie 2xPollen und 2xNektar), die Pollenfarbe ist orange.

Auch schon der Sonne entgegen gewachsen ist die Primel (auf unserem Bild eine lila Variante), eine von 500 unterschiedlichen Arten dieser Pflanze – ohne die reichlichen Kreuzungen hinzurechnen.

Primel
Primel

Durch ihre Vielfalt kommt sie in unseren Breite nahezu überall vor.

Sie ist ein fleißiger Frühblüher, was bereits an ihrem Namen erkennbar ist („prima“ lat. „die erste).

Der gelbe Winterling stammt ursprünglich aus Südeuropa, wurde dann auch hier angepflanzt und hat sich aus den entsprechenden Parkanlagen ausgewildert.

Winterling
Winterling

Die heute zum Verkauf angebotenen Winterlinge stammen meist aus der Türkei, wobei es sich leider oft um so genannte Wildentnahme handelt, der Bestand dieser Pflanze gilt dort mittlerweile als bedroht.

Generell mit 3xPollen und 2xNektar eine gute Bienentracht, die Pollenfarbe ist gelb.

Sal-Weide
Sal-Weide

Eine erste richtig große Trachtquelle (4xNektar und 4xPollen) wird bald schon die Sal-Weide sein, deren Kätzchen bereits allerorten zu sehen sind – es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die Blütenstände entwickelt haben.

Die Sal-Weide wird durch diverse Insekten bestäubt und die flaumig behaarten Samen dann durch den Wind verbreitet, ihre Pollenfarbe ist gelb.

Alle Fotos als Galerie:
[flickr album=72157626159979398 num=10 size=Square]

Fotos: (c) Andreas Bock

Rückblick zum Treffen der IG dunkle Biene Süd

Letzte Woche trafen sich ca. 30 Imker im dunklen Hinterzimmer des Bienenheims in München-Lochhausen zu zwei aufschlussreichen Vorträgen über die „dunkle Biene“.

Vortrag "dunkle Biene"
Vortrag "dunkle Biene"

Da diese Biene, die „apis mellifera mellifera“, seit der letzten Eiszeit, die ursprünglich heimische Rasse war und nach dem zweiten Weltkrieg (nahezu alle Imker fielen an der Front und die Bienen verwahrlosten oder starben) durch die vermeintlich bessere Rasse „carnica“ ersetzt wurde, wollte ich mir diesen Expertenabend natürlich nicht entgehen lassen.

Den Anfang machte der Salzburger Alois Reiter von den „Austrian Mellifera Züchtern“. Inhaltlich ging es im Wesentlichen darum, wie überhaupt erkannt werden kann, dass es sich um ein Volk der dunklen Biene handelt (Messung der Flügelstruktur, Körperringe, Haar- und Zungenlänge) und die exakte Bestimmung mittels DNS-Analyse. Interessant war hierbei, dass es nur noch wenige Refugien für ungekreuzte Völker gibt, in den meisten Bienenstaaten ist Erbgut der verwandten Carnica und Ligustica Rassen zu finden, wie die Untersuchung durch Martina Siller im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Univ. für Bodenkultur in Wien ergab.

Den zweiten Teil des Abends bestritt Dr. Florian Sutter, praktizierender Augenarzt, Leiter der Belegstelle Säntis (nordwestlich des Säntis) und nach eigenem Bekunden Mellifera-besessen. In der Schweiz gibt es ein (staatlich unterstütztes) Zuchtprogramm für die dunkle Biene. Durch die strikte wissenschaftliche Organisiation und statistische Verfahren, wird darauf abgezielt, nicht nur möglichst reinrassige Völker zu züchten, sondern gleichzeitig auch die Vielfalt des Erbgutes zu sichern. Was auf den ersten Blick verwirrend aussieht, führt jedoch letztlich zu gesunden Populationen mit robusten Genen. Sowohl die Österreicher, als auch die Schweizer, nutzen zur Optimierung die Online-Plattform www.beebreed.eu
Auf Mellifera.ch wird das ausgetüfftelte Verfahren verkürzt so dargestellt: „Alle Herkünfte werden auf Prüfständen anonym auf die verschiedensten Eigenschaften geprüft. Jeweils 12 Schwesterköniginnen werden auf die verschiedenen Prüfstände verteilt um eine optimale Vergleichbarkeit zu erhalten. Gleichzeitig können so Unterschiede durch unterschiedliche Standortverhältnisse und Imker korrigiert werden.“ Unter anderem macht genau diese Korrektur der statistischen Ausreißer und Abhängigkeiten das Zuchtverfahren so überlegen.

Fazit: Die Carnica hat einen Zuchtvorsprung, der aber relativ schnell aufgeholt werden wird. Die Mellifera ist den hier (noch!) herrschenden klimatischen Bedingungen besser angepasst. Wer nicht ausschließlich an maximaler Honigleistung interessiert ist (mit der Gefahr des Totalausfalls in schlechten Jahren), für den ist die dunkle Biene eine vortreffliche Wahl.

Hier noch eine geografische Übersicht der ursprünglichen Verbreitungsgebiete  unterschiedlicher Bienenrassen:

(c) Karl Udo Gerth
(c) Karl Udo Gerth