Update zu den Bienen-Vandalen

Wie ich am Dienstag geschrieben hatte, wurde die auf Video dokumentierte Bienenstockzerstörung von mir sowohl an die Polizei, als auch an den Imker-Bezirksverband Biberach gemeldet.

zerstörte Bienenstöcke
zerstörte Bienenstöcke

Heute hat mir dessen Vorsitzender mitgeteilt, dass die Verursacher der Schäden identifiziert und ausfindig gemacht wurden. Laut des betroffenen Imkers randalierten diese Jungs bereits zum zweiten Mal bei seinen Völkern.

Leider scheint der Nachschub an Vollidioten aber nicht zu versiegen:
Dieb klaut Traktor und planiert damit Bienenstöcke

Übermut ist der Bienen Tod

In einer Mischung aus Mutprobe, jackass und Youtube-Selbstdarstellung, filmt sich ein Halbstarker, wie er Bienenkästen umtritt und dann heldenhaft den Kampf gegen die Tiere aufnimmt.

Nachtrag 25.10.2010 – weil das entsprechende Youtube-Konto mittlerweile gelöscht wurde, zeige ich hier statt des Films einige Screenshots, die ich gemacht habe. Deutlich ist der Ast erkennbar, mit dem in den umgetretenen Beuten herumgestochert wurde:

[flickr album=72157625232202106 num=5 size=Thumbnail]

An diesem Vorfall sind zwei Aspekte interessant:

Erstens: warum ist der Typ (vermeintlich) so doof, seine Heimatstadt, Alter und Vorname ins Youtube-Profil zu schreiben, wenn er sich – ab 9:20 Min. gut erkennbar – bei Straftaten filmt?
Um die entsprechende Antwort kümmert sich seit heute Nacht die zuständige Polizeidienststelle in Biberach.

Und zweitens: wie gehen die Tiere mit der Situation um?
Bienen sind als Organismus zu verstehen, nicht das einzelne Insekt ist relevant, sondern erst in der Summe der Tiere – zusammen mit der Behausung, der Brut und den Vorräten – entsteht ein lebensfähiger Organismus. Für das Volk entspricht der Eingriff in etwa dem Aufschlitzen einer Katze. Das Lebewesen ist ungeschützt, Kälte, Feuchtigkeit, Keime und andere Tiere können eindringen.
Gerade Anfang Oktober (siehe Datum des Videos) waren die Nächte schon sehr kalt mit Temperaturen um 2-4 Grad. Meine Frage an die mitlesenden Imker: schafft es das Volk über die erste Nacht bzw. wie lange können Bienen diese Situation überleben? Gibt es Notfallmechanismen?

konventionell, bio(zertifiziert), nach demeter?

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle etwas Hämisches über die deutsche Vereinsmeierei schreiben, etwa „hierzulande ist man pünktlich, organisiert, korrekt und im Verein organisiert“. Nachdem ich jedoch diese Woche bei meinem potentiellen Verein als Gast dem Vortrag „Wie wird man Bio-Imker“ beiwohnen durfte, scheint mir die Nutzung von Vereinsstrukturen für Imker ganz praktisch zu sein. Es gibt finanzielle Vergünstigungen bei Fachzeitschriften, bei Fragen steht immer jemand helfend zur Seite und teure Anschaffungen (z.B. die Honigschleuder) können gemeinsam getätigt werden. Somit packe ich die Häme beiseite und werde dem Vereinsleben vorurteilsfrei entgegen treten.

Wie also wird man Bio-Imker?

Neulich hatte ich schon darüber berichtet, dass ich noch nicht weiß, welche Art des Imkerns ich anstrebe. Mein erster Kontakt zur Welt Bienen war die klassische/konventionelle Imkerei, dann lernte ich einen Demeter-Imker kennen und war fasziniert und verwirrt, da beide Betriebsweisen sehr weit auseinander lagen. Auf der einen Seite war es beeindruckend zu sehen, wie die sogenannte wesensgemäße Bienenhaltung nach demeter-Definition die Völker eher partnerschaftlich betrachtet, auf der anderen Seite schien es, gerade für Anfänger einfacher zu sein, die Bienen zu zwingen anzuregen, das zu tun, was man selbst möchte. Denn sicherlich ist z.B. die Schwarmbildung normal – also wesensgemäß – für Bienen, aber als beruftstätiger Hobbyimker passt es mir nun mal gar nicht in den Kram, wenn sich die Häfte des Volkes aus dem Staub macht und ich die kleinen Biester nicht direkt wieder einfangen kann, weil ich am anderen Ende der Stadt im Büro sitze.

Hubert Dietrich (Bienenfachwart des VBB) vom Imkerverein Starnberg zeigte mir einen dritten Weg auf, nämlich den der Bio-Imkerei. Letztlich ist es der kleinste gemeinsame Nenner eine abgewandelte Form der herkömmlichen Betriebsweise:

Standorte

  • dürfen nicht belastet sein, d.h. nicht an Autobahnen, Müllverbrennungsanlagen (also kommt da sehr wohl schädliches Zeug aus den Schornsteinen!) oder Industrieanlagen
  • auch dürfen keine Felder in der direkten Umgebung liegen, die extrem gespritzt werden (wie etwa Raps)

Wachs

  • eigener Wachskreislauf
  • möglichst viel Naturbau fördern
  • Naturbau und Entdeckelungswachs kann für Mittelwände genutzt werden
  • Zukäufe von schadstofffreiem Wachs nur mit Zertifikat
  • Altwachs wird ausgeschnitten und entfernt (für Kerzen etc.)

Bienenstöcke

  • nur aus Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Lehm (kein Styropor)
  • wenn Anstriche, dann nur mit Naturfarben und Pflanzenölen

Bienenzukauf

  • nur aus ökologischer Haltung
  • außer 10% der Weißel oder Schwärme

Königin

  • keine Beschneidung der Flügel
  • keine künstliche Besamung
  • erlaubt: Königinableger, Schwarmvorwegnahme

Futter

  • in den Sommermonaten (Trachtlücken) nur mit eigenem Honig
  • sonst nur Biozucker oder Bio-Api-Invert

Varroabehandlung

  • mit organischen Säuren: Ameisen-, Oxal- oder Milchsäure
  • ebenfalls erlaubt:  Thymol, Menthol, Kampfer, Eukalypthol

Da will ich also hin, das soll mein erster Schritt sein und wenn man sich auch noch zertifizieren lässt, darf man das „moderne“ Biosiegel mit auf´s Etikett drucken. Die Biozertifizierung vom Biokreis gibt es für Vereinsmitglieder auch noch zum Spezialpreis 🙂