Zurück zum Ursprung – ist die dunkle Biene eine Alternative?

Wie wir alle wissen ist das Image des Imkers als älterer, eigenbrödlerischer Einsiedler längst überholt. Immer mehr junge Menschen sehnen sich nach ursprünglichen Produkten und der Natur.

So verwundert es nicht, dass auch immer mehr Bienenzüchter über den Tellerrand der derzeit gehaltenen Bienenrassen blicken und über die aktuelle Situation ins Grübeln kommen. Die derzeit in Deutschland meistverbreitete Bienenart ist die Kärntner-Biene, auch Carnica genannt. Was die wenigsten wissen:

Diese Biene ist nicht unsere einheimische Biene!

Apis mellifera mellifera
Apis mellifera mellifera

Um das zu verstehen müssen wir ein wenig in die Vergangenheit reisen, genauer gesagt ins Jahr 1937. Zu dieser Zeit imkerte ganz Deutschland mit der seit über 10.000 Jahren hier heimischen Biene, der Apis mellifera mellifera, oder auch Dunklen Biene.

Den Namen verdankt sie ihren dunkleren Filzbinden, die farblich bis zum völligen Schwarz reichen können (Ausgeprägt in der Unterrasse Nigra).

Die Zuchtbemühungen steckten in jener Zeit noch in den Kinderschuhen und man sehnte sich nach einer „Hochleistungsbiene“. Da die Imker in Österreich (allen voran Guido Sklenar, heute noch Namenspate für eine Linie der Carnica) diesem Ziel schon einen Schritt näher waren, wurde mit der Annektierung Österreichs ans Dritte Reich kurzerhand beschlossen die österreichische Biene als einzig zuchtwürdig zu deklarieren.

Verbreitung Bienen 18.Jhd. (c)Karl Udo Gerth
Verbreitung Bienen 18.Jhd. (c)Karl Udo Gerth

Tausende Königinnen und Völker der Carnica wurden nach Deutschland eingeführt und durch die schiere Quantität der Drohnen (die wiederum die Königinnen begatten) konnte die dunkle Biene erfolgreich verdrängt werden („Verdrängungszucht“). Durch die Hybridisierung beider Rassen und gleichzeitige Einstellung der Zuchtbemühungen (man darf nicht vergessen: es war Krieg!) verkam die Dunkle Biene zu dem berüchtigten „Stecher“, dessen Ruf ihr leider heute noch anhaftet.

Bei der Carnica hingegen wurde auf eigens eingerichteten Belegstellen (= ein örtlich geschützter Bereich mit einem Radius von ca. 5 km, in dem keine anderen Bienenvölker aufgestellt werden dürfen. Hierdurch wird die Paarung der Königin mit ausgewählten Drohnen garantiert) die Zucht betrieben und immer weiter verfeinert. Somit wurde nach Ende des Krieges verständlicherweise auf die durchgezüchtete Carnica zurückgegriffen. In anderen Ländern wie Österreich oder der Schweiz setze sich diese nur teilweise durch: Eine durchgehende Zucht der dunklen Biene ließ hier viele Imker der einheimischen Biene treu bleiben.

D.I.B

In Deutschland hingegen wird vom höchsten Organ, dem D.I.B. (Deutscher Imkerbund) immer noch massiv gegen die dunkle Biene Stimmung gemacht. Und das obwohl die mittlerweile ebenfalls gut durchzüchteten Bienen von heute nichts mehr mit der damals hybridisierte Stecher gemein haben. In den Vereinen sehen sich die Halter der Dunklen auch immer wieder mit Anfeindungen konfrontiert – meist durch Unwissenheit oder auf Grund von Vorurteilen.

Dabei lassen sich die Bienen problemlos beimkern (meist sogar ohne Schleier-Hut). Im Gegenteil: Die Halter der Dunklen sind begeistert von den ausgezeichneten Flugeigenschaften – sie fliegt bis zu 2 km weiter als die Carnica, der hohen Robustheit und der starken Fluglochverteidigung.

Zur Verdeutlichung der immer noch aktuellen Situation hier ein Auszug aus einem Vortrag von Prof. Dr. August Wilhelm Stefan, (Abteilung Zoologie & Ökologie) bei einem Vortrag auf der Insecta in Berlin 1997:
„Unter Hinweis auf die auch von der Bundesrepublik Deutschland auf der „Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED), Rio de Janeiro 1992“ unterzeichnete UN-Biodiversitätskonvention wurde vermerkt, dass ausgerechnet in Deutschland als einem der reichsten europäischen Länder imkerliches Handeln und Imkerverbands-Maßnahmen allein durch kommerziell-opportunistische Interessen gelenkt werden, und dass dabei massiv gegen das internationale Artenschutz-Abkommen verstoßen wird. (…)
Alle Länder, die im Bereich des natürlichen jetzigen und ehemaligen Verbreitungsgebietes der Honigbienen-Unterart Apis mellifera mellifera liegen, wurden aufgerufen, vor allem durch die Einrichtung von Schutzgebieten zum Erhalt und zur Wiederausbreitung der örtlichen Unterrassen und Populationen dieser vom Aussterben bedrohten Rasse beizutragen. (…)
Entsprechende Bemühungen und Antragstellungen des Verfassers wurden bisher durch örtliche Imkervereine, durch Vertreter des Deutschen Imkerbundes, durch politische Gremien und durch der Carnica-Imkerschaft verbundene deutsche Bienenforschungsinstitute erfolgreich behindert: unter Zuhilfenahme öffentlicher Medien, mit unfeinen und zum Teil gesetzwidrigen Maßnahmen. (…)
Als Krönung dieser Anfeindungen und Mellifera-Unterdrückungsbestrebungen kann die neuerdings seitens dieser Institutionen unternommene Beantragung von Natur- und Artenschutz-Mitteln zur entgegengesetzten Förderung der fremdländischen Rasse Apis mellifera carnica im angestammten Verbreitungsbereich der Apis mellifera mellifera und zu deren weiteren Vernichtung betrachtet werden.“

All diese Informationen und Berichte faszinierten auch mich so sehr, dass ich mich entschloss in unserem Imkerverein ein Treffen aller interessierten Imker abzuhalten. Die Resonanz war gross, 35 Imker mit Anfahrt von teilweise über 100 km stärkten in mir den Entschluss hier etwas grösseres aufzubauen. So entschloss ich mich zur Gründung der „Interessensgemeinschaft dunkle Biene Süd“, aus deren Idee heraus auch weitere „IGs“ in ganz Deutschland entstanden die als gemeinsame Plattform das beste und grösste deutsche Portal zur dunklen Biene nutzen: www.nordbiene.de

So stehen gemeinsame Fahrten auf die Belegstellen ebenso auf dem Programm wie regelmässige Treffen, Fortbildungen und die noch in den Kinderschuhen steckende Öffentlichkeitsarbeit. Hier sind uns die Schweizer schon ein gutes Stück voraus: In einem schön aufbereitetem Magazin wird hier für die dunkle Biene geworben, der Honig unter der Marke „Slow Food“ bei Coop vermarktet. Die Akzeptanz unter den Kunden ist hoch, die Bienenrasse bei allen Imkern im Land akzeptiert.Auch in Österreich gibt es begeisterte Imker die mit der „deutschen Biene“ (so wird die Dunkle in Österreich genannt) begeistert Imkern.

In St. Veit im Pongau gibt es eine grosse Belegstelle und erst letztes Jahr haben sich die Imker im „Austria Mellifera Züchter“- Verein zusammengeschlossen – Bravo!

die "Dunkle"
die "Dunkle"

Langfristige Ziele in Deutschland sind die Einrichtung einer oder mehrerer Belegstellen, möglicherweise als Gebirgsbelegstelle in den Alpen. Mittelfristig sollen alle interessierten Imker zusammengeführt werden – aufgrund der imkerlichen Altersstruktur ist dies nicht nur über das Internet möglich ist. So gibt es Ideen, Anzeigen in Imkermagazinen zu schalten oder Vorträge in Vereinen zu halten, auch wenn es hier thematisch noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten gibt.

Jeder Interessierte kann gerne Kontakt aufnehmen, entweder über den Blog, über das Forum von Nordbiene.de oder aber auch gern direkt per E-Mail an Thomas Petermann via bluesky@mnet-online.de.

Autor des Textes ist Thomas Petermann, Initiator der „IG dunkle Biene Süd“ sowie 1. Vorstand des Bienenzucht- und Obstbauverein München-Lochhausen