„Eine lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt.“ (chinesischer Phrasendrescher)
Vor zwei Jahren ging ich mit Arbeitskollegen eine Wette ein, die darauf lautete, dass ich es bis zum Ende des Sommers schaffen würde, eigenhändig ein Glas Honig zu „ernten“. Ohne Sinn und Verstand besuchte ich einen befreundeten Imker, der mir erstamal die Illusionen nahm, denn die Völker bereiteten sich längst auf den Winter vor.
Ok, die Wette ging verloren – was er mir jedoch über die Bienen erzählte war sehr spannend. Also kaufte ich mir das Buch „Phänomen Honigbiene“ von Jürgen Tautz und las die ganze Nacht bis zum Morgengrauen: es gibt Überlegungen, den Bienenstaat als Organismus zu betrachten (den Bien), sprich als ein Lebenwesen in vielen Körpern. Sogar Eigenschaften von Säugetieren (z.B. Die Versorgung des Nachwuchses mit “Schwesternmilch”) seien zu beobachten. Alle weiblichen Bienen eines Volkes sind unfruchtbar, Schwestern und statisch gesehen zu 75% miteinander verwandt, wären sie fruchtbar und würden sich fortpflanzen, so wären sie mit ihrem Nachwuchs nur zu 50% verwandt.
Interessanter Gedanke 1 – wer ist Huhn und wer Ei? Pflanzen sich Lebewesen über Gene, Allele und Chromosomen fort oder erschaffen sich diese selbst die beste Lebensform um zu existieren?
Interessanter Gedanke 2 – was ist Unsterblichkeit? Bienen vereinen die Vorteile der Zweigeschlechtlichkeit (= genetische Durchmischung) mit der Unsterblichkeit durch Teilungsvermehrung. Da die alte Königin mit einen Großteil des Volkes ausschwärmt, ein neues Nest baut und sich das Volk auf diese Weise teilt, ist es in der Theorie unsterblich. Persönlich finde ich es eine nette Geste, dass die neue Königin zum Lebensstart eine besenreine Behausung inkl. Hofstaat übergeben bekommt.
In den nächsten Tagen surfte ich durch Foren und recherchierte Imker in meiner Nähe, denn das Thema war so faszinierend, dass ich beschloss, selbst Hobbyimker zu werden. Weil ich wissen wollte, wie das mit der Haltung im städtischen Raum ist, war ich auf den Webseiten von Imkerverbänden. Falls hier Webdesigner mitlesen – erinnert sich eigentlich noch jemand an BTX? Egal, es geht schließlich um Information und nicht um augenfreundliches Design. Zumindest wusste ich danach, dass Hobbyimkern gar nicht so zeitaufwändig ist … in meiner Phantasie malte ich mir schon aus, wie ich soziale Verpflichtungen mit dem Hinweis auf meine Bienenbrut absage: “Du tut mir echt leid, aber heute kann ich nicht, Du weißt ja die Bienen…“
Wie gesagt, mit der Wette war es erstmal nichts, die Bienen haben ihr Jahr nämlich schon abgeschlossen, bzw. jetzt fing gerade das neue Bienenjahr an. So stand es in meinem zweiten Buch “Imkern Schritt für Schritt: für Einsteiger und Jungimker”. Aber das war nicht das einzige Problem: um meine damalige Freundin (jetzige Frau) von der “Faszination Biene” und deren Notwendigkeit auf unserer Terrasse zu überzeugen hab ich eine DVD über Honigbienen gekauft – schließlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Und ich wusste auch gleich, welche Erfolgschancen meine Imkeridee hatte, die gute Dame schlief nämlich vor dem Fernseher ein.