Was kann meine Firma für die Bienen tun?

Wir freuen uns in diesem Jahr über häufigere Standplatzangebote von Firmen um „was für die Bienen zu tun“. Das ist eine tolle Sache: der Imker freut sich über den Platz, die Firma über die Öffentlichkeitswirksamkeit, evt. gepaart mit Honig als tollem Firmenpräsent für liebe Geschäftskunden oder für fleissige Mitarbeiterinnen.

Wildbiene in der Garchinger Heide

Wir freuens und weiterhin über diese Angebote! Die Frage, die sich dabei immer wieder aufdrängt – könnte man mit dieser tollen Initiativenergie nicht noch mehr ökologischen Wert schaffen. Die wirklichen Probleme haben „Biene Majas wilde Schwestern“ und sämtliche andere Insekten. Ihnen fehlt es an passenden Nistplätzen und an passenden Nahrungspflanzen. Viele Arten sind sowohl was Nistplatz als auch Nahrungspflanzen angeht, stark spezialisiert. Hinzu kommt, dass es ein Netzwerk dieser Lebensräume braucht: die Gesamtpopulation kann nur stabil bleiben, wenn die Distanzen im Falle von lokalen Schäden, bspw. durch Unwetter auch von den Tieren überwindbar sind.

Lebensraum schaffen auf dem Betriebsgelände

Es gibt wirklich viele Möglichkeiten was zu tun, ob in der Stadt oder auf dem Land, mit weniger oder mehr Aufwand in Bereitstellung und Unterhalt, weniger oder mehr nachhaltig: Dachbegrünung, Totholzecken, angelegte Wiesen, Sandhügel, Steinmauern, Teichanlagen, Brennesselecken, … aber bevor ich alles wiederhole, was schon andere toll aufbereitet haben: http://www.naturnahefirmengelaende.de/LeitfadennaturnaheGestaltung.html

Ein schönes Beispiel, wenn auch das eines Privatgarten, wie ich finde, ist das Projekt Hortus Insectorum: http://hortus-insectorum.de/

Viele Arten, die selten geworden sind, sind auf nährstoffarmen trockenen Böden zuhause und daher sind Flachdächer potentiell prima Lebensräume. Hierzu ein Beitrag vom Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/oekologische-vielfalt-begruente-daecher-bieten-seltenen.676.de.html?dram:article_id=458457

Patenschaften für Lebensraum übernehmen

Wenn die eigene Fläche knapp ist oder die innerbetrieblichen Vorbehalte gegenüber dieser ganzen „Unordnung einer naturnahen Fläche“ zu groß, wäre da noch die Möglichkeit sich finanziell als Blühpate einzubringen: bspw. bei https://www.mellifera.de/bluehpate oder https://www.bayerischerbauernverband.de/bluehpatenschaft

Bei Blühpatenschaften sollte darauf geachtet werden, das vom Anbieter lokale (autochthone) an den Boden angepasste Saaten verwendet werden und nicht irgendeine blühende Greening-Mischung aus dem landwirschaftlichen Saatgutkatalog. Fragen Sie bspw. nach zertifizierten Saatgut: https://www.bdp-online.de/de/Branche/Saatguthandel/RegioZert/, sprechen Sie den Blühpatenschaftsanbieter darauf an.

Essen in der Kantine umstellen

Nur wenn die Landwirtschaft ökologisch und kleinstrukturell produziert, haben die Insekten in der Fläche wieder eine Chance. Nur wenn die Betriebe ihre Tiere mit Futter von eigenen Feldern füttern, wird es keinen Überschuss an ausgebrachtem Naturdünger mehr geben und die natürliche Pflanzenvielfalt auf den Wiesen kann wieder zunehmen.

Aber wer lässt sich schon gern bei seinen Essgewohnheiten reinreden? Und dann noch freiwillig mehr zahlen für Bio-zertifiziertes Essen? Reflexe wie „noch teurer“ kommen sehr schnell, weil ja niemand auf der anderen Seiten die Unkosten des Zerfalls der Ökoysteme direkt in Rechnung gestellt bekommt. Hier mal ein Brainstorming für kleinere und größere Schritte:

  • Reihenfolge der Essensplatzierung – den ökologischen oder vegetarischen Alternativen prominente Buffetplätze geben.
  • Möglichkeiten für Bio-zertifiziertes Essen im Kleinen schaffen – ganze Gerichte von Anfang auf Bio umzustellen ist für die Kantine ggf. ein goßer Schritt, zumal sie auch vorgefertigt beziehen. Einzelne Bio-Beilagen, -Salate, -Desserts, -Pausensnacks lassen sich sicherlich einfacher realisieren.
  • Immer eine vernünftige vegetarische Alternative anbieten: Bei Rindsroulade versus Nudeln mit Tomatensauce, da werden sich die wenigsten Nicht-Vegetarier für die fleischlose Variante entscheiden.
  • Fleischlieferanten, die auf den Zukauf von Futtermittel verzichten, qualifizieren und das Angebot von Fleischgerichten reduzieren
  • Kleinen regionalen Betrieben als Zulieferer eine Chance geben, nicht auf einzelne Großlieferanten setzen.

Die nachhaltigsten Veränderungen geschehen im Kleinen, ohne Revolution.