konventionell, bio(zertifiziert), nach demeter?

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle etwas Hämisches über die deutsche Vereinsmeierei schreiben, etwa „hierzulande ist man pünktlich, organisiert, korrekt und im Verein organisiert“. Nachdem ich jedoch diese Woche bei meinem potentiellen Verein als Gast dem Vortrag „Wie wird man Bio-Imker“ beiwohnen durfte, scheint mir die Nutzung von Vereinsstrukturen für Imker ganz praktisch zu sein. Es gibt finanzielle Vergünstigungen bei Fachzeitschriften, bei Fragen steht immer jemand helfend zur Seite und teure Anschaffungen (z.B. die Honigschleuder) können gemeinsam getätigt werden. Somit packe ich die Häme beiseite und werde dem Vereinsleben vorurteilsfrei entgegen treten.

Wie also wird man Bio-Imker?

Neulich hatte ich schon darüber berichtet, dass ich noch nicht weiß, welche Art des Imkerns ich anstrebe. Mein erster Kontakt zur Welt Bienen war die klassische/konventionelle Imkerei, dann lernte ich einen Demeter-Imker kennen und war fasziniert und verwirrt, da beide Betriebsweisen sehr weit auseinander lagen. Auf der einen Seite war es beeindruckend zu sehen, wie die sogenannte wesensgemäße Bienenhaltung nach demeter-Definition die Völker eher partnerschaftlich betrachtet, auf der anderen Seite schien es, gerade für Anfänger einfacher zu sein, die Bienen zu zwingen anzuregen, das zu tun, was man selbst möchte. Denn sicherlich ist z.B. die Schwarmbildung normal – also wesensgemäß – für Bienen, aber als beruftstätiger Hobbyimker passt es mir nun mal gar nicht in den Kram, wenn sich die Häfte des Volkes aus dem Staub macht und ich die kleinen Biester nicht direkt wieder einfangen kann, weil ich am anderen Ende der Stadt im Büro sitze.

Hubert Dietrich (Bienenfachwart des VBB) vom Imkerverein Starnberg zeigte mir einen dritten Weg auf, nämlich den der Bio-Imkerei. Letztlich ist es der kleinste gemeinsame Nenner eine abgewandelte Form der herkömmlichen Betriebsweise:

Standorte

  • dürfen nicht belastet sein, d.h. nicht an Autobahnen, Müllverbrennungsanlagen (also kommt da sehr wohl schädliches Zeug aus den Schornsteinen!) oder Industrieanlagen
  • auch dürfen keine Felder in der direkten Umgebung liegen, die extrem gespritzt werden (wie etwa Raps)

Wachs

  • eigener Wachskreislauf
  • möglichst viel Naturbau fördern
  • Naturbau und Entdeckelungswachs kann für Mittelwände genutzt werden
  • Zukäufe von schadstofffreiem Wachs nur mit Zertifikat
  • Altwachs wird ausgeschnitten und entfernt (für Kerzen etc.)

Bienenstöcke

  • nur aus Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Lehm (kein Styropor)
  • wenn Anstriche, dann nur mit Naturfarben und Pflanzenölen

Bienenzukauf

  • nur aus ökologischer Haltung
  • außer 10% der Weißel oder Schwärme

Königin

  • keine Beschneidung der Flügel
  • keine künstliche Besamung
  • erlaubt: Königinableger, Schwarmvorwegnahme

Futter

  • in den Sommermonaten (Trachtlücken) nur mit eigenem Honig
  • sonst nur Biozucker oder Bio-Api-Invert

Varroabehandlung

  • mit organischen Säuren: Ameisen-, Oxal- oder Milchsäure
  • ebenfalls erlaubt:  Thymol, Menthol, Kampfer, Eukalypthol

Da will ich also hin, das soll mein erster Schritt sein und wenn man sich auch noch zertifizieren lässt, darf man das „moderne“ Biosiegel mit auf´s Etikett drucken. Die Biozertifizierung vom Biokreis gibt es für Vereinsmitglieder auch noch zum Spezialpreis 🙂

Made in Germany

Für eine Kollegin war ich eben in einem dm-Markt und sollte ihr ein Glas Bio-Honig mitbringen. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass 9 von 10 Honigen nicht aus Deutschland kommen – Brasilien, Kuba, Bulgarien, Chile und ein paar andere sind die Ursprungsländer. Warum importieren wir ein hier verfügbares Gut und exportieren damit konkreten Umweltschutz?

Think global – act local: hab den deutschen Honig gekauft.