Wie schön, dass in meine MunichLovesU-Woche auch der Tag der offenen Tür in der Laimer Imkerei Pixis fiel! Bei bestem Sonnenwetter begeisterte Andreas Pixis seine zahlreichen Besucher: Mit seinem wunderschönen Garten, seiner angenehmen Art die fleissigen Nektarsammlerinnen in Szene zu setzen, seinem leckeren Honig und einer prima Überraschung!
Über das München-Fanprojekt schrieb ich bereits in Mit MunichLovesU an der Stemmerwiese in Sendling. Twitternd zog ich also am Samstag nach München-Laim und freute mich aufs Wiedersehen mit Andreas Pixis. In seinem Garten beherbergt er eine Vielfalt an Bienenbeuten, die er bereits in einem Stadtimker-Seminar vorstellte.
In deren wunderschönen Garten in München-Laim haben neben Bäumen, Sträuchern und Blumen auch viele Bienenvölker in verschiedensten Behausungen ihre Heimat.
Das Seminar hat unser Stadtimker-Teamkollege Andreas Bock gemeinsam mit Andreas Pixis vorbereitet, dessen Imkerei bereits in dritter Generation aktiv ist.
Soziales Miteinander nicht nur im Bienenstock
„Die Biene ist ein soziales Tier – wie jeder weiß im eigenen Volk, aber auch indem sie unterschiedlichste Menschen zusammen bringt.“ (Andreas Pixis)
Wie recht der Laimer Imker mit diesem Satz hat, zeigten schon die vielfältigen Beweggründe und Erfahrungen in der Vorstellungsrunde: Von den 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besaßen neun bereits Erfahrung mit Bienenvölkern. Eine Teilnehmerin nähert sich den Bienen ganz neu und möchte gerne mehr darüber wissen, was ihr Sohn in der Schule beim Imkern lernt. Ein Lehrer sucht nach praktischen Anregungen für seinen Biologieunterricht. Einige Teilnehmer haben/hatten Völker außerhalb Münchens und erwägen den Umzug der Bienenstöcke in die Stadt. Und auch aus dem wissenschaftlichen Umfeld waren zwei Interessierte dabei.
3 wichtige Gedanken vor dem Start als (Stadt-)Imker
Schon in der Einführungsrunde stimmte uns Andreas Pixis auf das Imkern ein, für das Ruhe und eine gewisse Langsamkeit wichtig sind.
Hektische Betriebsamkeit und Imkern sind keine gute Paarung – das zu verinnerlichen sowie ein gewisser Zeitbedarf muss sich jeder im Vorfeld klar machen. Denn das Imkern ist ein Geben & Nehmen von Bienen und Imker: Honig, Wachs etc. geben die Bienen als Gegengeschenk für unsere Leistungen als Imker. Und dieser Honig wird in hoher Menge produziert, um den sich die Bienenvolkhalter auch kümmern müssen.
Bevor es ans Imkern geht, stellte Andreas Pixis folgende Vorüberlegungen als unerlässlich vor, damit sich das Imkern zu einer erfreulichen Aufgabe erfüllt:
1. Persönliche Einstellung und Zeitplanung
Wie schon eingangs angemerkt zeichnet Imker aus, dass sie sich die Zeit nehmen können, in Ruhe mit den Bienen zu arbeiten. Aus gesundheitlicher Sicht sollte abgeklärt sein, dass keine Empfindlichkeit oder gar Allergie gegen die Substanzen im Bienenstock bestehen, die medizinische Wirksamkeit haben (z.B. Bienengift, Gelée Royale oder Propolis/Bienenkittwachs). Auch als Stadtimker mit nur einem Volk oder zwei Völkern gibt es zeitintensive Abschnitte im Bienenjahr, auf die man sich einstellen muss.
2. Standortwahl und Nachbarschaft
Bienen würden nie in Bodennähe ihre Waben bauen, es sollen trockene und im Frühjahr rasch schneefreie Verhältnisse herrschen – insofern ist die Wahl des Standorts seitens des Bienenhalter ein Kompromiss, den das Volk eingeht, wenn es in die bereitgestellten Holzwohnungen angesiedelt wird. Wichtig für die Standortwahl sind eine über das Jahr hinweg reichhaltige Trachtfülle der Umgebung (Tracht = Nahrungsangebot für die Bienen), das Einverständnis der unmittelbaren Nachbarn sowie eine möglichst kurze Anfahrt für die pflegeintensiven Zeiten.
3. Lernen und Austausch
Als Imker ist es sinnvoll, sich intensiv in Themen rund um die Bienenhaltung weiterzubilden. Allein um die richtigen Maßnahmen für eine naturnahe Bekämpfung von Schädlingen im Bienenstock wie die bekannte Varroamilbe auswählen zu können. Internet-Recherchen und die Vernetzung mit anderen Interessierten per Computer sowie auf Veranstaltungen sichern den Grundstock für den erfolgreichen Umgang mit den eigenen Völkern.
Der Blick in den Bienenstock – was gehört dazu?
Für ein naturnahes, naturgemäßes Imkern sind nur wenig Ausrüstungs-Gegenstände erforderlich:
Stockmeißel – quasi das Schweizer Messer des Imkers
Etwas Rauch – getrockneter Rainfarn verbrannt in einem kleinen „Smoker“ erzeugt Rauch zur Ablenkung der Bienen vom Imker
Imkerschleier / Imkerhut – schützt Gesicht, Hals und Nacken vor Bienen, damit Imker in größtmögliche Ruhe arbeiten können
Bienenwohnung – die „Beute“ ist im Grundprinzip eine hölzerne Kiste mit Boden und Deckel und kommt in verschiedensten Varianten vor
Sobald das Bienenvolk in die bereitgestellte Beute eingezogen ist, sorgt es selbst für sein Wabensystem. Dazu wird mit der Bienenwohnung nur der mehr oder weniger strukturierte Rahmen gegeben.
In die Auswahl aus der enormen Vielfalt der Beuten fließen viele Faktoren ein, die vorwiegend mit dem Imker selber zu tun haben:
Können auch schwere Honigzargen abgehoben werden?
Soll eine Schleuder genutzt werden, um den Honig aus den Waben zu schleudern?
Soll Honig ohne Schleuder ausgepresst oder abfiltriert werden?
Sind rückenschonende Beuten wichtig?
Gibt es Platz für die Bewegung der so genannten „Bienenkiste“
Verschiedene Systeme stellte Andreas Pixis vor: Dadant – Trogbeute (Einraumbeute) – Top-Bar-Hive – Warré und die Bienenkiste. Die Neulinge unter uns überraschte er mit zwei Völkern, die in etwas mehr als einer Woche zwei frisch bezogene Beuten schon mit enormem Wabenwerk ausgestattet haben. Aus einem Bienenstock entnahmen wir Honigrahmen und auf ging es in die Schleuderkammer. Die honiggefüllten Waben wurden mit der Entdeckelungsgabel von der abdeckenden Wachschicht befreit und sodann in der Schleuder entleert. Für die anschließende Brotzeit im Garten ein willkommener Genuss.
Herzlichen Dank auch an dieser Stelle an Andreas Pixis für die vielen Erklärungen und Demonstrationen.
Wir haben uns sehr wohl gefühlt bei seinen vielen Völkern, haben interessante Einführungen und viele neue Anregungen für die „Profis“ unter uns mitgenommen.
Juli ist Tag der offenen Tür in der Imkerei Pixis
Neugierig geworden auf den schönen Garten mit seinen vielfältigen Bienenwohnungen? Am Samstag, den 2. Juli 2011 ist Tag der offenen Tür in der Imkerei Pixis. Nähere Informationen folgen in Kürze auf der Website.
Weitere eindrucksvolle Fotos von Andreas Bock könnt ihr hier bewundern.
Nächster Teil Stadtimker.de-Seminar „Einführung in urbane Bienenwelten / Aussichten“
Am Samstag, den 2. Juli besuchen wir die Imkerinnen Evi Lenz (Biokreis-Imkerein), Vorsitzende des Imkervereins München-Nymphenburg, und Maja Högner (Demeter-Imkerin). Evi führt uns durch das Bienenhaus (übliche Art der Imkerei vor der Einführung der Magazinbeute) und erklärt uns anhand ihrer Bienen die imkerlichen Tätigkeiten, damit ein Bienenvolk die Winterzeit gut übersteht.
Anschließend besprechen wir bei Kaffee, Tee und Honigkuchen die noch offenen Fragen und ob das Stadtimkern ein Beitrag sein kann, sich für die Verbesserung unserer Umwelt einzusetzen.
Im Rahmen von „Die lange Nacht der Umwelt“ fanden in München vor zwei Wochen eine Vielzahl an Veranstaltungen und Führungen statt. Eine davon wurde von Herrn Wilhelm Völker (nomen est omen) dem Bienenfachewart des LVBI im Imkervereins Lochhausen geleitet.
Um 21 Uhr trafen sich ca. 15 Leute (darunter 6-7 Kinder) und wir bekamen zuerst eine Einführung zur Gründung des Bienenzucht- und Obstbauvereins, anschließend ging´s in dieser mondlichtlosen Nacht über das Gelände. Vorbei an einer historischen Klotzbeute (im Mittelalter wurde Honigdieben die Hand abgehackt und ein Bienenvolk entsprach dem Gegenwert eines Mastochsens), dem Lehrbienenstand, einem Wildbienenhaus und einem Schauvolk – von dem nicht nur die Kinder gefesselt waren.
Zusammen mit dem noch gezeigtem Video, bekamen gerade die totalen Bienenneulinge einen umfassenden Blick auf die Bienenhaltung und die Zusammenhänge im Ökostystem. Für mich war die Zucht von Königinnen und die Funktion von Belegstellen (es gibt sogar Inselbelegstellen weitab der Küste) das „Learning“ des Abends.
Auch wenn ich denke, dass die sogenannte wesensgemäße Bienenhaltung für mich erstrebenswert ist, werde ich meinen Grundkurs konventieller Natur in Lochhausen machen. Die Fischermühle ist einfach zu weit weg und irgenwie muss man ja mal starten. Jetzt bin ich also angemeldet … Völker hört die Signale!
Soll ich Bienen klassisch oder wesensgemäß halten? … und was ist „wesensgemäß“?
Welche Behausung ist die richtige? … gibt es „richtig“? Magazinbeute, Dadantbeute, Zanderbeute, Bienenkiste, Spezialsysteme aus der Schweiz oder einfach das System, welches im nächsten Bienenverein bevorzugt wird?